Soundtrack meines Lebens

MEINE MUSIKALISCHEN BEGLEITER

Soundtrack meines Lebens

Als ich in Marl 1970 zur Welt kam, da stiegen meine Eltern gerade von einem VW Käfer auf ein sportliches Opel Kadett Coupé um. Im Garten trällerten eher Amsel und Rotkehlchen, doch aus dem Radio, da klang das bewegende „El Condor Pasa (If I could)“ von Simon & Garfunkel. Als Kind, da hörte ich auf einer Schallplatte die „Fünf Freunde“. Gar nicht ertragen konnte ich „Schmidtchen Schleicher“ von Nico Haak. Mein Großvater ließ das rauf und runter dudeln…. Doch richtig mitgerissen hat mich dann die Neue Deutsche Welle, NDW. Toll, wie UKW sich 1981 in die Sommersprossen von Tina verschossen hatte. Und legendär, mitreißend und mit politisch klarer Botschaft schlug 1983 Nena mit „99 Luftballons“ bei mir ein!

Soundtrack im Kopf

Im Kino hat mich 1981 der Film „Das Boot“ beeindruckt. Mit der gleichnamigen Musik wurde der Name Klaus Doldinger für mich zum Begriff. Tief bewegt erschienen mir Kriegsschilderungen der Generationen meiner Väter und Großväter plötzlich sehr realistisch. – Ich gebe zu, viel realistischer als mir lieb war. Daraus herausgerissen und in ganz andere Gedanken katapultiert hat mich dann der Film „Flashdance“. „Flashdance – What a Feeling“ von Irene Cara passte 1983 unvergleichlich zum Film. Kaum zu glauben, wie Filmmusik das Erleben des Films tief bis in das Unterbewusstsein verankern kann.

Turbulent war das Jahr 1990. Das Abi in der Tasche. Die Tür zum Leben mit unbegrenzten Möglichkeiten schien offen zu stehen. Die Schallplatte wurde durch so eine Glitzerscheibe genannt „CD“ ersetzt. Liebeskummer goss Matthias Reim in eine banale und doch geniale Form: „Verdammt, ich lieb Dich!“. Und Roxette sang dazu: „It must have been love.“ Als sei das noch nicht genug, tauchte dieser Song dann auch noch im Film „Pretty Woman“ auf. Was für ein Statement! Braucht es noch mehr? Grandios.

Arktisch grandios!

1995 drehte sich das Liebeskarrussel mal wieder. Da passte „Sie ist weg“ von Fanta Vier wie A…. auf Eimer. Einen Urlaub mit Freunden haben wir groß mit Musik gefeiert: „You never walk alone“ in der Fassung von Mathou. Toll! Im Sommer stand eine Expedition in die Arktis an. Klimaforschung auf Spitzbergen, bei 80 Grad Nord. Das waren drei grandiose Monate, mit Eisbären, driftenden Gletschern und kaum einem Sonnenuntergang. Wir waren auf vielen Schiffen unterwegs, vom Forschungsschiff bis zum knallroten Gummiboot. Das war eine Expedition in unbekannte Welten – mit ruppigem Wetter, doch auch mit jeder Facette von himmelblau: im Eis, im Fjordwasser, im Himmel, ja, selbst in den Augen der Rentiere. Was passte da besser als die Hymne „Conquest of Paradise“ von Vangelis. So fühlten wir uns. Es wurde nur unterbrochen durch die ARD-Bundesligakonferenz immer samstags. Der Empfang im Radio war kratzig, aber auf Mittelwelle selbst in der Arktis möglich. Das Gefühl auf dem Fjord haben später Juli mit ihrem Song „Perfekte Welle“ besungen. Ihr denkt bei dem Lied ans Surfen? Ich denke ans Eisschollen-Brechen im Schlauchboot. Was für ein Kick!

Neue Horizonte!

Mit dem neuen Jahrtausend ging es beruflich aus der Forschung in die Erdwärme und privat in neue Welten. „Desert Rose“ von Sting beschrieb damals mein Lebensgefühl. Turbulent ging es weiter, mit Rohstoff-Jobs quer durch Deutschland. Unerschütterlich taten sich neue Türen auf. „No no never“ von Texas Lightning traf es 2007 genau. Dienstlich in den USA, ging mir „Born in the USA“ von Bruce Springsteen nicht aus dem Kopf. Und 2017, bei einem Urlaub in Südafrika, sahen wir den täglichen Kampf, aber auch die Lebensfreude der Menschen vor Ort. Seitdem höre ich „Mandela Day“ von den Simple Minds mit ganz anderen Ohren.

Wir leben in turbulenten Zeiten. Klimawandel, Corona, Hunger, Ukraine-Krieg, Konflikte u.a. mit China! Meine Hoffnungen gerade nach der Wende 1990 ruhten auf einer friedlicheren Welt. Das hat sich nicht bewahrheitet. Doch nichts ist wichtiger als Liebe und Freundschaft. Diese Erkenntnis feiere ich immer wieder gerne – mit „Nothing else matters“ von Metallica. Besinge ich meine Frau, so geht mir „Just the Way You Are“ von Billy Joel durch den Kopf. Und allen mit durchgeknallten Kriegs-Phantasien halte ich entgegen: „Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht!“ von Reinhard Mey & Freunde.

Und wer das alles hören möchte, findet hier meine Playlist auf Spotify: