Arktis

ARKTIS – ATEMBERAUBEND

Forschungsprojekt
in der Arktis 

Im Studium kam unser Prof. mit einem Projekt um die Ecke: Die Norweger wollten Svalbard, auf Deutsch auch „Spitzbergen“ genannt, geologisch kartieren und den Klimawandel eingehend erforschen. Einen ganzen Sommer sollte es dorthin gehen. „Wollt Ihr mit?“ war seine Frage. Na, selten ging mir eine Antwort so leicht über die Lippen: „Ja, klar!“.

Arktis, Forschungsprojekt, Thomas Thielemann

Eine unvergessliche Erfahrung in der Arktis

Schon im Frühjahr sandten wir die Expeditionsausrüstung per Schiff über die Barents-See. Und Anfang Juni ging es dann per Bahn und Flieger über Tromsø nach Longyearbyen, der Hauptstadt. Um 22 Uhr kamen wir an, bei Eis und Schnee. Gegen Mitternacht ging es mit einer kleinen Propellermaschine weiter, der gleißend hellen Sonne im Norden entgegen. Der Flieger schien über die Gletscher zu schrammen. Und hinter den wirklich spitzen Bergen tauchte die Forscherstation Ny Ålesund auf, direkt am mächtigen Kongsfjord. Wir waren regelrecht „high“ von den Eindrücken. Gleich ging es zu den Materialschuppen. Dort lagerte unsere Ausrüstung. Und bis morgens um 5 Uhr hatten wir unsere Schlauchboote aufgebaut und die Zelte, Kleidung und Proviant darin verstaut.

Auf einem ruhigen Fjord ging es mit unserem 6 PS Außenbord-Motor einige Stunden über das eisige Wasser, bis wir schließlich die Mitra-Halbinsel erreichten. Unser Basiscamp entstand nun dort – und mittags hauten wir uns erschöpft in die Kojen.

Angekommen in der Arktis, im Nirgendwo!

Die nächsten Tage waren ruppig. Ein Island-Tief ließ die Temperaturen sacken und den Fjord zufrieren. Für uns galt also, das Schlauchboot als „Eisbrecher“ einzusetzen. Unter uns tauchten Beluga-Wale. Und über uns rissen Sturmvögel ihre atemberaubenden Flugmanöver in den Wind. Das war Abenteuer pur!

700 Millionen Jahre Erdgeschichte blätterte die Arktis vor uns auf. Gesteine wurden tief versenkt und aus 15 km Tiefe wieder gehoben. Wälder verschwanden und kamen als Steinkohle zurück an die Erdoberfläche. Wobei gerade die letzten 10.000 Jahre seit Ende einer weiteren Eiszeit extrem umwälzend für die Natur waren und sind. Spitzbergen hebt sich seit dem massiven Abschmelzen der Gletscher. Die Bartrobben und Seehunde, die sich auf „unserer Halbinsel“ am Strand sonnten, taten das auf Steinen, die noch vor 100 Jahren unter Wasser lagen. Doch ganz ehrlich: Das hat die Robben wenig gejuckt! 😉

Nachts im Zelt war es taghell. So ist der Sommer bei 80 Grad Nord. Doch was raschelt da? Ist es nur der Wind, der mit dem Gras spielt? Ist es eine der Möwen der benachbarten Vogelkolonie, die über den Boden spaziert? Ist es ein Eisbär, der nach einer menschlichen Mahlzeit schnuppert? – Nein, es war ein Rentier, dass sich in den Spannleinen der Zelte verfing. Und doch glatt tollpatschig und in Panik eines unserer Schlafzelte niederriss. Also hieß es: Nachts um zwei das Zelt wieder aufbauen. Es war ja taghell…..

Die Ernährung war etwas eintönig. Wir hatten Dosenfutter dabei und eingeschweißte Nahrung. Jeden Montag fing die „Menükarte“ wieder von vorne an. Der Müll wurde natürlich gut verschnürt und letztlich sogar per Schiff bis auf das norwegische Festland transportiert. Immerhin war das Essen abwechslungsreicher als das der Walrösser nebenan. Ein Leben lang nur Muscheln? Nein, das muss es doch bitte nicht sein! Unsere Frühstücks-Milch mischten wir aus Bachwasser und Milchpulver. Der Bach ermöglichte uns auch mal, sich zu waschen. Allerdings war das bei 2 Grad Wassertemperatur keine Freude und nicht ungefährlich….. 😉