ARKTIS – ATEMBERAUBEND
Forschungsprojekt
in der Arktis
Im Studium kam unser Prof. mit einem Projekt um die Ecke: Die Norweger wollten Svalbard, auf Deutsch auch „Spitzbergen“ genannt, geologisch kartieren und den Klimawandel eingehend erforschen. Einen ganzen Sommer sollte es dorthin gehen. „Wollt Ihr mit?“ war seine Frage. Na, selten ging mir eine Antwort so leicht über die Lippen: „Ja, klar!“.
Eine unvergessliche Erfahrung in der Arktis
Schon im Frühjahr sandten wir die Expeditionsausrüstung per Schiff über die Barents-See. Und Anfang Juni ging es dann per Bahn und Flieger über Tromsø nach Longyearbyen, der Hauptstadt. Um 22 Uhr kamen wir an, bei Eis und Schnee. Gegen Mitternacht ging es mit einer kleinen Propellermaschine weiter, der gleißend hellen Sonne im Norden entgegen. Der Flieger schien über die Gletscher zu schrammen. Und hinter den wirklich spitzen Bergen tauchte die Forscherstation Ny Ålesund auf, direkt am mächtigen Kongsfjord. Wir waren regelrecht „high“ von den Eindrücken. Gleich ging es zu den Materialschuppen. Dort lagerte unsere Ausrüstung. Und bis morgens um 5 Uhr hatten wir unsere Schlauchboote aufgebaut und die Zelte, Kleidung und Proviant darin verstaut.
Auf einem ruhigen Fjord ging es mit unserem 6 PS Außenbord-Motor einige Stunden über das eisige Wasser, bis wir schließlich die Mitra-Halbinsel erreichten. Unser Basiscamp entstand nun dort – und mittags hauten wir uns erschöpft in die Kojen.
Angekommen in der Arktis, im Nirgendwo!
Nachts im Zelt war es taghell. So ist der Sommer bei 80 Grad Nord. Doch was raschelt da? Ist es nur der Wind, der mit dem Gras spielt? Ist es eine der Möwen der benachbarten Vogelkolonie, die über den Boden spaziert? Ist es ein Eisbär, der nach einer menschlichen Mahlzeit schnuppert? – Nein, es war ein Rentier, dass sich in den Spannleinen der Zelte verfing. Und doch glatt tollpatschig und in Panik eines unserer Schlafzelte niederriss. Also hieß es: Nachts um zwei das Zelt wieder aufbauen. Es war ja taghell…..
Die Ernährung war etwas eintönig. Wir hatten Dosenfutter dabei und eingeschweißte Nahrung. Jeden Montag fing die „Menükarte“ wieder von vorne an. Der Müll wurde natürlich gut verschnürt und letztlich sogar per Schiff bis auf das norwegische Festland transportiert. Immerhin war das Essen abwechslungsreicher als das der Walrösser nebenan. Ein Leben lang nur Muscheln? Nein, das muss es doch bitte nicht sein! Unsere Frühstücks-Milch mischten wir aus Bachwasser und Milchpulver. Der Bach ermöglichte uns auch mal, sich zu waschen. Allerdings war das bei 2 Grad Wassertemperatur keine Freude und nicht ungefährlich…..
Im September zerlegten wir unser Basiscamp, machten uns bei ruhiger See auf die Heimfahrt über die Fjorde und erreichten nach dem Umschiffen einer ganzen Reihe von Eisbergen wieder Ny Ålesund. Die ersten Sonnenuntergänge erlebten wir mit. Ein spektakuläres Farbenspiel aus eisblauem Fjord, blutroten Wolkenfetzen und düsterbraunen Bergen, durchbrochen von einzelnen gleißend hellen Sonnenstrahlen. Grandios! Und über mehrere Flugetappen ging es zurück nach Nordnorwegen. Nach drei Monaten Arktis wirkten die 15 Grad in Tromsø unter Tannen fast schon karibisch…. Die Zivilisation hatte uns wieder!